Ruud wackelte aus dem Büro. Die schwere Tür wurde vom Schließer krachend in den Rahmen gezogen. „WUMMS!“ Beinahe zeitgleich entfuhr Ruud ein Erleichterungspups den er die ganze Zeit unterdrückt hatte. „Echt tolle Akustik!“ dachte er.
Und er dachte immer wieder über die beinahe arbeitslose Kollegin nach.
Nach Weihnachten müsse sie das alles alleine bewerkstelligen. Solle er sie anrufen und sie schonmal seelisch drauf vorbereiten? Nee, das wollte der Geschäftsführer ja selbst machen.
Er konnte sich ja schließlich auch nicht seelisch drauf vorbereiten und hatte sich einen Beinahe-Anschiss abgeholt.
Hätte er eigentlich auch nein sagen können? Zumal er sich in dem Bereich, in dem er zum Ende der Ausbildung schon eingesetzt wurde, sehr wohl fühlte.
Aber konnte er dem Geschäftsführer das abschlagen? Wahrscheinlich nur ein Mal. Es könnte ja auch ein Karrierebooster sein. Weil das wollte er. Karriere machen. Vom Azubi zum Prokuristen. Audi fahren. Hemden und Anzüge tragen. Wichtige Meetings und Messen haben.
Sinalco hatte es vorgemacht. Als Azubi gestartet, hat er sich zum Assistenten der Geschäftsleitung hochgearbeitet und zeichnete später als Prokurist und Logistikchef verantwortlich. Und das alles mit Anfang 30.
Über ihn war Ruud damals in das Unternehmen gekommen. Mit dem eigentlichen Ziel nach dem Abitur zum Bundeskriminalamt in den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst zu gehen (Sport- und schriftlichen Test bestanden), war nach dem psychologischen Gespräch erst einmal Schluss. Er sei nicht ungeeignet, jedoch wurde ihm empfohlen, erst einmal zur Länderpolizei zu gehen. Doch seine Rot-Grün-Anomalie machte ihm da mit einem „Polizeidienstuntauglich“ einen dunkelgrünen Strich durch die Rechnung.
Und so trat er zum 01.01.2003 seinen Grundwehrdienst bei der Streitkräftebasis in ROW als Bombenentschärfer an. Ach nee, Tastfunkaufklärer.