07. Haben Sie einen stehen?

Überhaupt war das Telefon in der Zeit das meist genutzte Kommunikationsmittel. Intern wie Extern.

„Ruud, ruf mal eben bei dem Spediteur an und frag wo der LKW bleibt!“

„Ruf den Kunden an und frag ob die Partie/Batch freigegeben werden kann!“

„Ruf die IT an, da sind schon wieder komische Videodateien mit Ü18-Inhalten in dem und dem Ordner auf dem Laufwerk gelandet!“

Überhaupt galt:

„Wenn das Telefon klingelt, gehst Du ran. Sofern Du nicht helfen kannst, weiterleiten. Wenn auch das nicht geht, Name und Nummer notieren, Grund erfragen und mitteilen, dass sich ein Kollege zurückmeldet, sofern gewünscht (sogenannte Rückrufaktion). Ach ja: Ist der Zettel noch so klein, Unterschrift und Datum müssen sein! Nichts ist schlimmer, als wenn niemand abnimmt. Gerade wenn es der Kunde oder Vorgesetzte sind!“

Als Kind bzw. Jugendlicher mochte er nicht so gerne telefonieren. Nicht mit Mädchen. Und auch nicht mit der schottischen Verwandtschaft, da er sie ohnehin nicht verstand. Die Mädchen auch nicht.

Dadurch, dass er in einem Großraumbüro saß, konnte er sich durch aktives Zuhören einiges von seinen Kollegen abgucken. Wie meldeten sie sich. Welche Fachvokabeln benutzen sie. Wie lösten sie Probleme bzw. versuchten sie Probleme zu lösen. Wie verhielten sie sich in stressigen Phasen und wie boten sie auch Paroli.

Es waren überwiegend sachliche und freundliche Gespräche. Es wurde auch mal gelacht. Die Fahrer kassierten ab und zu einen ironischen Spruch, weil sie es aber auch provozierten und ihre Bühne haben wollten.

„Wenn man nämlich den ganzen Tag in seinem Wohnzimmer sitzt und bei 90 km/h aus dem Fenster guckt, dann kann einem ziemlich langweilig werden …“

An ein Gespräch erinnert er sich immernoch gerne zurück. Ein Tiefkühlgemüseproduzent aus Ostdeutschland hat Teilladungen/halbe LKW mit ins europäische Ausland exportiert. Manchmal kam es vor, dass der LKW vor der Freistellung zur Auslagerung da war. Ohne Freistellung keine Verladung. Also anrufen.

Die freundliche Dame meldete sich mit ihrem sympathischen Singsang. Ruud tat es auch und sofort platzte es aus ihr heraus:

„Oh, Herr Theines, sagen Sie nicht Sie haben einen stehen?!“

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