15. The Transporter

So lief das nach dem Zwei-Tages-Trip dann häufiger. Ruud bekam punktuell Anrufe von der Chefsekretärin und wurde gefragt, ob er den Geschäftsführer da und da hin fahren könnte. Auf der einen Seite fühlte er sich gebauchpinselt und dachte „Cool, ich kann wieder große Autos fahren“ und auf der anderen Seite war es für ihn aber auch immer mit sehr viel Anspannung verbunden.

Gerade wenn er Strecken zum ersten Mal fahren musste. In Baustellen mit einem zu breiten Auto LKW überholen, ohne das Auto zu schrotten, der Navitante zuhören, nicht die falsche Auf- oder Abfahrt nehmen, weil man im Zweifel zu spät zu einem wichtigen Termin bei irgendeiner Behörde oder irgendeinem Ministerium käme. Auf gar keinen Fall wieder zu früh auf die Ausfahrt hinter zu langsam fahrende Autos fahren. Wie wird die Parksituation vor Ort? Sind da enge Straßen? Was macht Ruud in der Zeit in der er wartet? Die Angst vor Gesprächen wie es in der jeweiligen Abteilung läuft oder was man für einen Eindruck von manchen Kollegen hat, mal ausgenommen.

Während Ruuds Fußballmannschaft an einem Freitagabend trainierte, saß er im rollenden Einfamilienhaus auf der A2 nach Hause. Er hatte Nachmittags einen Anruf erhalten, ob er heute noch etwas vor hätte und ob er sich vorstellen könne, den Geschäftsführer mit seinem Firmenjet aus Berlin abzuholen.

„Geil!“ dachte er. „Na klar!“ Der Pilot sei schon im Hause und würde ihn gleich mit zum Startflughafen nehmen. Er verabschiedete sich von Frau Konken, die den Rest des Tages alleine zu Ende bringen musste und machte sich auf den Weg nach oben. Als er im Büro ankam, fragte er nochmal nach:

„Also, wir fliegen jetzt nach Berlin, sammeln den Geschäftsführer ein und fliegen dann wieder zurück?! Aber, warum muss ich dann mit?“

„Einer muss das Auto zurückfahren!“ wurde er aufgeklärt. Der Geschäftsführer war die Woche über selbst mit dem Auto unterwegs gewesen und hatte wahrscheinlich keine Lust mehr, die sechs Stunden Lebenszeit aufzuwenden, die Ruud dann letztlich aufgewendet hat. Dass es sechs Stunden werden sollten, konnte er aber noch nicht ahnen.

Ab in den Jet. 45 Minuten später Landung in Tempelhof. Transfer mit schwarzem Minivan zum GATT. Cappuccino schlürfen mit dem Piloten. Schlüsselübergabe mit dem Geschäftsführer gemacht (sehr wichtig; ohne Schlüssel lassen sich nämlich keine Autos fahren. Auch nicht mit der Keyless-Funktion), kurz gewunken und erstmal erleichtert in den Ledersitz gepupst. So wie immer.

Voraussichtliche Ankunftszeit irgendwas mit 4h. „Geht ja“, dachte Ruud. Dann mal „The Transporter“ like coole Mucke an und ab dafür. Nach kurzer Fahrt stand er dann für sehr lange im Berliner Ring und brauchte in Summe 1,5 h, um an einem Freitag aus Berlin rauszukommen. Er musste sich dabei auch völlig auf das Navi verlassen, da er bis dahin noch nie selbst mit dem Auto in Berlin gewesen war. Selbst wenn, in Berlin wird immer gebaut, das sieht da ja jede Woche anders aus.

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