22. Unterhaltungschef

Gute Laune bei der Arbeit ist nicht unwichtig, dachte Ruud. Es darf natürlich nicht ausarten und permanent in eine alberne Giggligkeit abdriften. Man muss auch den Moment abpassen, ein Gefühl dafür entwickeln, wann und in welcher Situation man eine witzige Bemerkung macht oder einen Witz erzählt. Und vor allendingen, welchen. Zur Not auch auf seine Kosten. Das zieht immer. Nicht zuletzt, die oberste Regel: Du bestimmst, wann Du lustig bist – nicht die Leute.

Humor bzw. Humorfülle – oder heißt es Humorvölligkeit? – verwechseln viele Menschen gerne mit „Ich lache viel und gerne!“ Das heißt aber nicht automatisch, dass sie lustige Personen sind oder einen besonderen Humor haben. Wer das selbst von sich behauptet, der spricht wahrscheinlich nur einen geheimen Wunsch laut aus (siehe oben). Oder er hat tatsächlich einen besonderen Humor. Den, den wirklich niemand versteht.

Der Geschäftsführer wusste das auch gut zu dosieren. So kam er einmal aus seinem Büro um Vertreter einer Bank und einen Logistikfunktionär, den er von früher kannte, in Empfang zu nehmen und begrüßte den alten Bekannten mit den Worten: „Na, Herr Schuster, gar nicht im Gefängnis?!“ und brach in schallendes und ansteckendes Gelächter aus. Er spielte dabei auf eine tatsächlich zurückliegende verurteilte Straftat an, die die Bänker bis dato noch nicht kannten.

Ein ehemaliger Unternehmensberater vertand es ebenfalls gut, mal einen Witz oder Provokationen einzubauen, wenn er die Bühne betrat. Leider übertrieb er es etwas und rutschte manchmal ins Beleidigende ab, was ihm als emotional intelligenten Menschen aber leider oft nicht selbst auffiel. Schade.

Ruud überlegte, ob er denn intern auf Unterhaltungschef umsatteln sollte. In Japan gab es ja mittlerweile Angestellte, die den Mitarbeitern richtig heulen beibringen sollten. Sogenannte Heul-Berater. Vielleicht ginge das auch mit Witzen. Oder wie bei den Klinikclowns.

„Ruud, der Schmidt in der Personalabteilung muss mal aufgemuntert werden. Dem werden gerade die ganzen Mitarbeiterinnen schwanger, obwohl er gesagt hat, er hält die Hand davor. Geh doch mal hin und munter den ein bisschen auf!“

Oder „Der Töppi in der Buchhaltung hat heute einen schlechten Tag. Sein Verein hat wieder verloren und der Zigarettenentzug bekommt ihm auch nicht. Schau doch mal ob Du ihm ein Lächeln entlocken kannst!“

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