„Mensch, mach’s Maul auf!“
Zack. Schlagartig war er wach. Das letzte Mal war er bei der Bundeswehr so angebrüllt worden. Damals hat ihm das nichts ausgemacht, weil es Masche war und er sich dem brüllenden StUffz meistens überlegen fühlte.
Schließlich hatte er Abitur und war Sohn eines Marineoffiziers. Jetzt war es anders.
Vor ihm saß der Geschäftsführer, Good & Bad Cop in Personalunion. Ruud war erst ein halbes Jahr ausgelernt. Es war Samstag, der 23.12.
„Jeder normale Mensch liegt jetzt noch im Bett und schläft seinen Rausch aus“, dachte er.
Wobei. Das hatte er gerade doch noch gemacht. Gestern hatte er bis spät in die Nacht in einer Kneipe im Nachbarort mit Freunden ein sich jährlich wiederholendes inoffizielles Schultreffen gefeiert. Und danach tief und fest geschlafen, bis eben sein privates Handy geklingelt hatte. „Scotland The Brave“ düdelte im feinsten Midi-Sound aus seinem Sabbelknochen (so sagten die coolen Jungs früher zum Mobiltelefon). Selbst über die App, die damals „Kligeltoneditor“ hieß, eingetippt. Ehe er abnehmen konnte, verstummte das Gerät allerdings. Auf dem Display las er „1 x Anruf in Abwesenheit“. Er erkannte die Zentralnummer seines Arbeitgebers.
„Hä? Was will denn der Pförtner von mir?“
Unsicher wählte er die Nummer.
„Frortnost, Schiffer, moin!“
„Ruud Theines, Sie haben mich angerufen?!“
„Nee, das war wohl der Chef. Ich stelle Sie durch.“
„Fuck. Was will der denn? Ich bin doch noch granatenvoll“ murmelte Ruud.
Freizeichen.
„Balters?!“
„Ruud Theines. Sie hatten angerufen?“
„Ja, genau. Wo biste denn?“
„Zu Hause (und stinkbesoffen).“
„Kannste nochmal ins Büro kommen. Ich wollt noch was von Dir.“
„Wann denn?“
„Jetzt?!“
„Jetzt?“
„Ja!“
„OK. Ich muss noch eben fix duschen und dann komm ich.“
„Alles klar. Kommste einfach hoch wenn du da bist.“
„Ja, mach ich!“