11. Alukoffer & Blumenpenis

Nächste Ausbildungsstation war die sogenannte Stadttour. Merkwürdigerweise nicht so sehr beliebt unter den Auszubildenden. Ruud fragt sich bis heute woran das gelegen haben könnte.

An zu schweren Aufgaben kann es eigentlich nicht gelegen haben. Musste man doch meistens mit dem Firmenwagen (!!!) wo hin fahren, etwas abholen oder wegbringen. Das hat ca. 90% der Arbeitszeit ausgemacht.

Los ging es morgens mit der Fahrt zur Post, das Postfach leeren. Dafür hatte man einen Postfachschlüssel in seinem Aluminiumaktenkoffer. Später am Vormittag brachte man in diesem Koffer Überweisungsträger und Scheckeinreicher zu diversen Banken, holte Kontoauszüge ab, gab Exportdokumente beim Zoll oder andere Unterlagen am Außenstandort im Binnenhafen ab. Man fuhr mit einem Firmenwagen, parkte das Auto, lief mit einem Aktenkoffer aus Aluminium durch die Gegend und konnte es Arbeitszeit nennen. Zudem sah das noch wichtig aus. Geil oder?

Der Wocheneinkauf mit Wasserkisten, Kaffee, Tee, Zucker, Kekse, Küchenrollen, Servietten (meistens dunkelblau, sonst nach Jahreszeit), Schnittblumen und Frühstücksutensilien für den Geschäftsführer fiel auch in den Aufgabenbereich der Stadttour. Genauso wie Firmenwagen „waschen, tanken und föhnen“ fahren. Oder am Scheckdienstag und Mahnungsmittwoch Schecks und Mahnungen falten, eintüten und mit der Frankiermaschine frankieren. Täglich Post aus allen Abteilungen einsammeln natürlich nicht vergessen.

So kam man quasi täglich an allen Abteilungen vorbei, lernte die Kollegen kennen und bekam viel mit. Überstunden wurden auch nicht gemacht, da man pünktlich bei der Post sein musste.

Nach einer Tour konnte Ruud nicht auf dem angestammten Stadttourparkplatz vor dem Verwaltungsgebäude parken, weil dort das Auto von der Firma die die Pflanzenpflege übernahm stand.

Leicht erregt lief er in das Büro in dem die Stadttour angesiedelt war und fragte in den Raum: „Was steht der Blumenpenis eigentlich auf meinem Parkplatz?!“ Der Kollege „T-Shirt“, der so genannt wurde, weil er bei jeder Jahreszeit mit T-Shirt im Büro saß („Egal ob Winter oder Sommer, im Büro ist immer Raumtemperatur“) entgegnete: „Meinst Du den der in der Teeküche steht?“

Ruud wurde rot. Die Teeküche war direkt um die Ecke. Wie unangenehm. Fehlte nur noch, dass er um die Ecke geguckt und sowas wie „Kuckuck“ gesagt hätte. Hatter aber nicht, der Blumenpenis. Das wiederum hat T-Shirt Ruud wenig später auf dem DYMO ausgedruckt und feierlich überreicht. Ruud hat es bis heute in seinem Portemonnaie aufbewahrt und muss jedes Mal schmunzeln, wenn er es sieht.

Hinterlasse einen Kommentar