Obwohl Josef von dem anstrengenden Tag tief und fest schlafen sollte, schlief er nur oberflächlich.
Gedanken kreisten in seinem Kopf. Würden sie es rechtzeitig zur Hausbesichtigung schaffen? Würden sie im Idealfall den Zuschlag bekommen? Er trug doch als bald zweifacher Familienvater eine noch größere Verantwortung als ohnehin schon. Er wollte seiner Familie einen sicheren Hafen bieten, einen Ankerplatz.
Er träumte von Möwenbildern auf der Gästetoilette. Muscheln und Fischernetzen auf der Fensterbank. Neben der Haustür prangte ein „Moin Ihr Spacken“-Schild. Maria und er hatten Familienhoodies mit „KÜSTENKIND LIEBT FISCHKOPP“-Print an und hörte den Kleinen sagen:
„Bi uns het dat MOOOOIN. MOIN-MOIN is Gesabbel!“
Josef stand knöcheltief im Watt und steckte fest. Eine Möwe flog auf ihn zu, öffnete ihren spitzen Schnabel und kreischte immer wieder: „MOOOOOOIN-ZEEEEEEEEN. MOOOOOOOOIN-ZEEEEEEEEN, MOOOOOOIN-ZÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖN!“ und schnappte dabei nach dem Backfischbrötchen mit Remoulade – einer norddeutschen Delikatesse, die man den ganzen Tag über essen kann – das er in seiner rechten Hand hielt.
Er packte die Möwe mit der linken Hand am Hals, drückte zu so fest er konnte und schrie. Erst im Traum, dann im Halbschlaf: „Dat is miens. Mook di van Acker, Du Schnacker!“ Denn beim Backfischbrötchen verstand er keinen Spaß.
Maria schreckte hoch, schüttelte ihn und verpasste ihm drei bis acht Ohrfeigen, wobei er schon nach der ersten wieder voll da war.
„Josef, hast du wieder schlecht geträumt? Die Möwe?“ fragte Maria besorgt.
Er nickte. Sie drückte ihn an ihren üppigen Busen, streichelte über sein verschwitztes Köpfchen, summte „Guten Abend, gute Nacht“ und flüsterte: „Mak de Klüsen tau, min lütten Schieter! Morgen is allens wedder gaud!“