Türchen 24: Torpedo – The German Rocket

Er betrachtete Lionel Messi mit dem Siegerpokal. Was wäre gewesen, wenn Harry Kane den zweiten 11M verwandelt hätte und mit England anstatt Frankreich später ins WM-Finale eingezogen wäre. Dann hätte das Geheimdekret zwischen der Queen und Infantino, das noch vor ihrem Ableben unterschrieben wurde, gegriffen. Anstatt England wäre Schottland im Finale angetreten. Quasi als Reparations-zahlung für jahrelange Unterdrückung. Und was wäre gewesen, wenn er nachnominiert worden wäre, da ein schottischer Fußballfunktionär seiner Mutter aus Schulzeiten noch einen Gefallen geschuldet hätte? Als unbekannter British Citizen Abroad.

„Who is Torpedo?“ hätten die Zeitungen getitelt und gerätselt, wieso ein 39jähriger auf einmal im Finale der Fußball-WM in Katar aufgelaufen wäre. Es wäre ein heiß umkämpftes Spiel gewesen. Der Favorit hätte mit 2:0 zur Pause geführt, alles schien klar gewesen zu sein, doch in der Halbzeitpause hätten die Bravehearts sich mit IRN Bru, Crunchie und der Szene aus Braveheart – in der Mel Gibson ein letztes Mal Freiheit brüllt, bevor er geköpft wird – gestärkt und kurz vor Ende mit einem Doppelschlag den Spielverlauf auf den Kopf gestellt.

110. Minute Tor für Gegner, 117. erneuter Ausgleich. Abpfiff. Entscheidung wäre im 11M-Schießen gefallen. Alle hätten getroffen und er wäre im Sudden Death-Modus weitergegangen. Beim Stande von 10:10 wäre der Gegner zum letzen Elfer angelaufen, der schottischer Keeper hätte mit einem Hoden gehalten und den Ball an die Latte gelenkt. Torpedo wäre der letzte Schütze gewesen. Nervös wäre er den langen Weg zum wichtigsten 11M seiner Karriere gegangen und dabei gedanklich auf seine 34 Jahre als Amateurkicker zurück geblickt. Sein erstes Handspiel, sein Beinbruch, die Zeit auf der Einwechselbank, der verschossene 11M.

„Nicht zu lange anlaufen, nicht zu schwach schießen. Du kannst das. Du kannst das“ hätte er immer wieder zu sich gesagt.

Der Pfiff wäre ertönt. Er wäre fokussiert und dynamisch angelaufen, hätte das Standbein links neben und den Oberkörper über den Ball platziert und abgezogen. „Tziiuuuuuuuuuuu“ (Windgeräusch). Der Ball wäre über den Kopf vom Torwart an die Unterlatte geklatscht, wäre hinter ihm vor der Linie aufgetrumpft, zurück an die Unterlatte gesprungen und dann hinter der Torlinie im Netz gezappelt.

„WHAT. A. ROCKET. FROM. TORPEDO?!“ hätte der Schottische Kommentator gebrüllt und hätte ein „FREEEEEEEEEEEEDOOOOOOOOOOOM!“ hintergeschoben. Fortan hätte er nur noch „Torpedo – The German Rocket“ geheißen.

Fröhliche Weihnachten. A mean: „FREEEEEEEEEEEEDOOOOOOOOOOOM!“

Moment, hatte er anfangs nicht von einem Fehler gesprochen? Er war doch all die Jahre nur seinem Herzen gefolgt. Und das kann ja nicht falsch gewesen sein. Das ist schon ein bisschen kitschig, aber warum sollten Fußballweihnachtsmärchen das nicht sein?

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