Wie ich Thorsten Legat killte

Es war im Herbst 1993. Im Rahmen eines Freundschaftsspiels zwischen einer Auswahlmannschaft aus dem Raum Friesland/Wilhelmshaven und dem damaligen deutschen Meister SV Werder Bremen, durfte ich als Teil der D-Jugend-Stadtauswahl in einem Vorspiel gegen den Landkreis Friesland mitspielen.

Das erste Mal vermeintlich vor großem Publikum. Das Spiel ging wie (fast immer) gegen große Landkreise verloren. Egal. Lichtblick: Wir waren für das Hauptspiel als Balljungen eingeteilt und hofften, dass der Ball sehr oft ins Aus geschossen wurde. Ob das auch so oft der Fall war, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht mehr.

Ich durfte auf der Geraden zwischen den Trainerbänken stehen. So nah war ich bisher nie an meine damaligen Idole rangekommen. Und auch nicht an die Spieler von Werder Bremen. Ich hatte in meiner Hosentasche die damals ziemlich angesagten Fußballsammelkarten dabei. Und einen Stift. Man konnte ja nie wissen, ob man nicht doch in die Situation käme, sich ein – drei Autogramme zu holen. Da das Spiel teilweise nicht sonderlich spannend war, blätterte ich in meinen Karten, als sich von rechts ein großer Schatten näherte. Der Schatten sprach mich an:

„Na, wat haste denn da?!“

Ich schaute nach oben und erblickte Thorsten Legat. Die Abwehrkante. THORSTEN LEGAT. Quiieeeeek.

Wie selbstverständlich sagte ich:

„Sammelkarten. Sie sind aber nicht dabei!“ Und senkte den Blick wieder.

Er lachte kurz, streichelte mir über den Kopf, und ging wieder.

Damit hatte wohl weder er, noch ich gerechnet. Es lag nicht daran, dass ich damals so abgebrüht gewesen wäre. Das war ich nämlich nicht. Weder vor dem Tor, noch vor Prominenten. Ich war eher der Abräumer. Der Killer. So wie gerade.

Lieber Thorsten Legat, ich war damals einfach zu perplex und schüchtern zugleich, Ihr Angebot nach einem Autogramm auf der Karte von Marco Bode, Rune Bratseth, Mirko Votova oder Manni Bockenfeld anzunehmen. Sollte sich die Möglichkeit nochmal ergeben, dann lass ich mir gleich zwei Autogramme geben – versprochen.

Theoretisch habe ich Dir damals – unwissentlich – Deinen ersten Hoden amputiert. Dann hätteste nach den Geschehnissen beim RTL Turmspringen jetzt keinen mehr. Zum Glück können noch so scharfe Worte so etwas noch nicht.

Alles Gute für Dich. Hoffe dass der Vertrag keine Klausel hatte, dass man auf eigenes Risiko darunterspringt oder so …

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