Wenn es danach ginge, dann hätte er ja auch gleich Arzt werden können. Die schreiben ja auch häufig ihre Namen auf Rezepte oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen.
Zum Arzt musste er in den über 34 Jahren die er „dem runden Leder hergejagt ist“ (meistens jagte er dem Gegner hinterher) nicht oft. Vielleicht mal eine Zerrung. Aber da half meistens Voltaren-Gel aus dem Kühlschrank und 1 – 2 Wochen Pause. Obwohl, einmal verwechselte ein Mitspieler in der B-Jugend beim Kopfballduell den Ball mit seinem Kopf. Das hatte für ordentliche Kopfschmerzen, Wackelbilder und Kurzbesuch im Krankenhaus zum Ausschluss einer Gehirnerschütterung geführt.
Und ein anderes Mal kam er als A-Jugendlicher in einer Zweikampfsituation nicht richtig hinter den Ball, sodass er sich in der Folge eine Wadenbeinfraktur TYP Weber C (unterhalb der Syndesmose) zuzog. Das ergaben die Röntgenbilder im Krankenhaus, die die Radiologin mit den Worten „Herzlichen Glückwunsch, sie haben 6 Wochen Gips gewonnen“ kommentierte. 6! Wochen! Gips! Plus täglich eine Trombosespritze in die nicht vorhandene Bauchfalte jagen. Selbst.
Die erste Spritze verabreichte ihm seine Oma, die an dem Wochenende zu Besuch war und auf ihn und seine Geschwister aufpasste, während die Eltern auf einer Sportreise waren.
Nach 5,5 Wochen wurde der Gips abgenommen und er konnte sein juckendes Bein, bzw. das was davon übriggeblieben war, wieder sehen und waschen. Die Stricknadel war in der Zeit sein bester Freund geworden. Aber nicht nur die. Sein Jahrgangskollege und Kunstkomplize bot ihm an, ihn die nächsten 5,5 Wochen mit seinem schwarzen Citrön AX mit zur Schule zu nehmen und ihm die Tasche zu tragen. Er war von anderen abhängig, konnte sich nicht so bewegen wie er wollte und war beim Fußball nur zum Zuschauen verdammt.
So wie bei dieser Winter-WM.