Statt um Taktik, Tackling und Tiki-Taka hieß es für die nächsten drei Jahre „Wer will was von wem woraus?“ Warum sind Keynesianer keine Marathonläufer?“ „Was will der Monet-Fan Milton Friedman uns mit seinem Geldhubschrauber sagen?!“ Alles wurde in Geldeinheiten eingeteilt und mit praktischen Beispielen auf dem Oldenburger Kramermarkt durchgespielt: „Sie haben 20 Geldeinheiten (GE) zur Verfügung. Bratwurst kostet 3 GE, Bier 4 GE, Karussel 4 GE und irgendwas anderes 5 GE. Wo ist die Wertschöpfung am Größten?!“ Und in Steuerrecht wurden immer wieder die Herausforderungen des Gastronoms Marcelo Marsala durchleuchtet. „Zum Hieressen oder zum Mitnehmen? 7 oder 19%?.“
Mit diesen und anderen spannenden Fragen, schlug Torpedo sich nun mit 79 anderen ambitionierten Berufstätigen die Abende beim Feierabendstudium um die Ohren. Bei Wind und Wetter. Auch im Sommer.
Wer glaubte, das der Unterschied zwischen Mikro- und Makroökonomie nur im zweiten Buchstaben lag, sollte sich irren. Zumindest gab es dafür in der VWL-Klausur bei der „Ollen“ keine Punkte. Ein Kommilitone erkundigte sich ein paar Minuten nach Vorlesungsbeginn mit dem Rücken zum Pult stehend nach dem Verbleib der Dozentin: „Wo bleibt die Olle denn?!“ und bekam recht schnell ein „Die Olle ist schon hier“ entgegnet.
Der Kommilitone absolvierte das Studium am Ende trotzdem als einer von vieren mit Auszeichnung.
Für Torpedo lief es wie beim Fußball. Kein Meister geworden, aber auch nicht abgestiegen und die Abschlussarbeit mit dem minimalsten Aufwand bestanden. Und das, obwohl er den Großteil erst am Tag nach einem Bundesligaheimspiel von Werder Bremen gegen Borussia Dortmund fertig gestellt hatte. Ein Spiel, das er schon zu Schulzeiten oft und gerne mit einer Gruppe handverlesener Freunde besucht hatte und auch heute noch macht.
Die Fachliteratur, die in seiner dem Tutor bis Dato vorgelegten Arbeit komplett gefehlt hatte, lieh er sich einen Tag vor dem Stadionbesuch aus der hiesigen FH und wurde mit Hilfe des 3 in 1-Druck-Scan & Kopiersystems unter den Eindrücken des Fußballspiels gekonnt eingefügt und einen Tag später zum Drucken und Binden gegeben und quasi noch warm beim Studienleiter zu Hause in den Briefkasten geworfen. Punktlandung.
„Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“ verkniff er sich doch als Widmung in der Arbeit und konnte, nach Bestehen der schriftlichen und mündlichen Prüfung, von nun an einem Feierabendstudiumtitel in seine Signatur einfügen und das Wirtschaftsdiplom (mit Feierabendstudium-Zusatz) rahmen, aber nie aufhängen.
Genau wie seine Fußballschuhe.