Torpedo hatte mit seiner Ü32-Profiamateurfussballertruppe am letzten Spieltag der Saison den Klassenerhalt geschafft. Dank einer fulminanten Aufholjagd und 20 Punkten aus 15 Rückrundenspielen, konnte man am vorletzten Spieltag erstmals die Abstiegsplätze verlassen und sicherte sich mit einem 1:1 gegen den Tabellenvorletzten den Ligaverbleib.
Torpedo zog sich allerdings acht Wochen vorher eine Ellenbogenverletzung zu, und begab sich zwecks weiterer Behandlung mit den eine Woche vorher und sehr zeitnah erstellten MRT-Bildern, zum Vertretungsarzt seines Vertrauens. Der Radiologe hatte ja nun leider doch eine kleine Fraktur diagnostiziert und die Empfehlung ausgesprochen, den Arm ruhig zu stellen und auf gar keinen Fall draufzufallen. Das sei gut für den Heilungsprozess. Der Patient macht sich in einer Arbeitspause fußläufig auf den Weg und wird sogleich in das Behandlungszimmer geführt.
Die Tür geht auf, herein tritt ein Mann mittleren Alters mit typischer Arztkleidung. Händeschütteln ja, vorstellen nein. Der Arzt nuschelt den Befund vom Radiologen und fragt nach Schmerzen. Hat der Patient nicht (beschwerdefrei, steht im Befund). Daraufhin nimmt er den linken Arm, beugt diesen 2-3 Mal und fragt wieder nach Schmerzen. Immernoch nicht. Dann entdeckt er den Umschlag mit den Urlaubsdias. Ein prüfender Blick:
„Hier sind Schichtaufnahmen von Ihre Ellenbogen. Da ist Elle, da Speiche. Bänderriss kann ich nichts erkennen.“
Anmerkung des verdutzten Patienten:
„Der Radiologe meint es wäre etwas gebrochen …“
Prüfender Blick auf Seite 2 der Dias (hält diese falsch herum):
„Mmh. Ich sehe nichts.“
„Der Radiologe meinte diese Stelle hier“ gibt der Patient sein Wissen preis und rückt die Röntgenbilder in die richtige Position.
„Ah, da ist was-ja.“ erkennt der Arzt.
„Muss der Arm denn jetzt ruhig gestellt werden?“ möchte der Sportler wissen.
„Nein. Gips ist Gift für Arm. Bewegung liegt in Natur des Menschen. Wenn Arm zu lange in Gips, dann Arthrose-verstehen Sie? Bei junge Mensch wie Ihnen wächst schnell wieder zusammen. Nur aufpassen bei Fußball, Handball oder Basketball. Vielleicht kann man Bandage tragen.“
„Ne Bandage habe ich“ bestätigt der Patient.
„Gut. Öfter tragen. Auch bei Fußball, Handball oder Basketball….. haben Sie Salbe?“
„Ja. Voltaren.“
„Is gute Salbe.“ Wollen Sie Schmerzmittel?“
„Nein.“
„Nein?“
„Ah, OK. Doch. Sind ja nie weg.“
„Magen gut?“
„Magen gut!“
„OK. Bekommen Sie IBU 600. Max. 2 x täglich.“
„Danke. Und dann bekomme ich endlich Schmerzen?“
„Wie bitte?“
„Ach, schon gut …“
„Was machen Sie beruflich?“
„Büroarbeit.“
„Ah, also keine Belastung für Arm.“
„Nee, aber für … ach, schon gut.“
„Vergesse Sie Ihre Umschlag nicht. Bilder sind Ihr Eigentum. Bewahren Sie auf.“
„Mach ich. Danke“
Händeschütteln, Genesungswünsche, Rezept für Tabletten, tschüß.